Auftakt zum Grünen Jahr 2012 in Bad Dürkheim

Bad Dürkheim. „Viel auf den Weg gebracht und noch mehr vor sich“: So
lässt sich inhaltlich auf den Punkt bringen, was den Neujahrsempfang des
Kreisverbandes Bad Dürkheim und der Bezirkstagsfraktion von Bündnis
90/Die Grünen im Naturkundemuseum prägte. Ruth Ratter, die nicht nur als
Landtagsabgeordnete fungiert, sondern auch noch Fraktionssprecherin im
Bezirksverband und Kreisvorstandssprecherin ist, lieߟ dabei das letzte,
turbulente Jahr Revue passieren und Staatssekretär Dr. Thomas Griese aus
dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und
Forsten wagte einen Ausblick auf das Bevorstehende.

Drei Felder beackerte er dabei schwerpunktmäߟig, nämlich Energie,
Gesundes Essen und sein Herzensthema „Nationalpark“.

Energie

In Sachen Energie war laut Griese 2011 das Jahr des Ausstiegs aus dem
Ausstieg des Ausstiegs bei der Atomkraft. Nicht zuletzt verursacht durch
die fürchterliche Reaktorkatastrophe von Fukushima. Das „Erneuerbare
Energiengesetz“ habe sich bewährt und sei zwischenzeitlich in 100
Ländern der Welt adaptiert. Auch die Landesregierung Rheinland-Pfalz
trage einen gewichtigen Teil dazu bei, dass regenerative Energien nach
vorne kommen. Dabei, daraus machte er keinen Hehl, könne es durchaus zu
Interessenskollisionen kommen. Nicht unumstritten werde es demnach sein,
zwei Prozent der Landesfläche für Windkraft auszuweisen und dabei auch
den Wald nicht auszusparen sowie ertragsschwache Flächen für Fotovoltaik
frei zugeben.

„Die Dinge haben einen Schub bekommen“, freute er sich über einen
Zuwachs bei Solarenergie von sieben Prozent im letzten Jahr, der dritte
Platz für Rheinland-Pfalz in Deutschland. Entgegen vieler Befürchtungen,
so Griese, werde trotz Kältewelle derzeit übrigens kein Strom aus
Frankreich importiert, sondern umgekehrt, kräftig exportiert.

Gesundes Essen

„Wir haben es satt“, hatten Demonstranten ihren Protest 2011 bei der
Grünen Woche überschrieben, dieses Jahr war das Motto das gleiche, die
Zahl der Protestierer aber noch gröߟer und der Wunsch, krank machende
Substanzen in Lebensmitteln einzudämmen und weniger Nahrungsmittel
wegzuwerfen. Geflügel, so Giese, werde in der konventionellen Aufzucht
fast zu 100 Prozent mit Antibiotika behandelt. Kein Wunder, dass die
Gefahr von Resistenzen immer gewaltiger werde. „Das muss sich ändern“,
forderte der Staatssekretär. Die Politik müsse endlich an die Ursachen
heran und beispielsweise unterbinden, dass Tierärzte gleichzeitig
Arzneimittelverkäufer sein dürfen. Auch die Haltungsbedingungen müssen
verändert werden. „Wir brauchen nicht nur die Energie-, sondern auch die
Ernährungswende“, sah er sich mit Gastgeberin Ruth Ratter einig. Die
Menschen hätten ein Recht auf unbedenklichen Genuss von Lebensmitteln.

Nationalpark

„Die Menschen haben eine Verantwortung, das Naturerbe zu erhalten“,
sagte Giese in Bad Dürkheim. „Urwald“ zu schützen, dürfe nicht nur an
Entwicklungsländer delegiert werden, sondern beginne ganz unmittelbar
vor der Haustür. Die Nationalpark-Diskussion in Rheinland-Pfalz sah er
auf einem guten Weg. Es gebe Interessenten, die das Potenzial als
Reiseziel, das in solch einer Ausweisung liege, erkannt hätten und
entwickeln wollten. „Wir wollen das keiner Region aufpropfen“, betonte
der Staatssekretär, „ein Nationalspark ist keine Eintagsfliege“.

Das Erreichte

„Wir haben viel gewollt und auch schon einiges erreicht“, bilanzierte
Ruth Ratter die „Grüne Wende“ in Rheinland-Pfalz, die mit einer
Regierungsbeteiligung ihrer Partei einherging. Die erneuerbaren Energien
hätten sich als echte „Jobmaschine“ bewährt, die Studiengebühren werden
zum Sommersemester abgeschafft, die Schülerbeförderung ab vier Kilometer
ist für Eltern künftig kostenlos, die Inklusion wurde als Schwerpunkt
der Bildungspolitik definiert. „Wir brauchen den gesellschaftlichen
Wandel, der niemanden zurücklässt“, forderte die Landtagsabgeordnete.
Alters- und Kinderarmut sind ihrer Ansicht nach Themen, die alle Ebenen
beschäftigen. Für ihre Fraktion mit Walter Altvater im Bezirkstag stehe
Energie bei den Themen ganz oben. Konkret gehe es hierbei um die
Kommunalisierung der Pfalzwerke. Umso kleiner die Einheiten, so die
beiden Bezirkstagsvertreter, umso besser ist das, auch und vor allem im
Hinblick auf die Stromleitungen und Netztrassen.

Termine

Als konkrete Vorhaben nannte die bildungs- und kulturpolitische
Sprecherin der Landtagsfraktion ihr Nachwuchs-Stipendium für
Fotografinnen und Fotografen (Wettbewerbsmodalitäten,
Teilnahmebedingungen und weitere Informationen unter
www.ruth-ratter.de), dessen Bewerbungsschluss am 30. April ist und das
„Forum neue Bildung“, eine Veranstaltungsreihe der Kreisverbände Bad
Dürkheim und Neustadt, die als eine Art Denkfabrik mit offenen Türen für
alle „Schulbeteiligten“ funktionieren soll. Auch hier gibt es Näheres
unter www.ruth-ratter.de. Den Abschluss des Neujahrsempfang bildeten
dann Vortrag und Führung des Museumsleiters Dr. Reinhard Flöߟer. Der
brachte die vielfältige Natur rund um Bad Dürkheim so richtig nahe und
seine Zuhörerinnen und Zuhörer zum Staunen.

Verfasserin: Kirsten Baumbusch“

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